Alfred Svobodnik
Metallarbeiter. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Alfred Svobodnik wurde am 4.1.1905 in Wien geboren. Er war Metallarbeiter und Portier. Er arbeitete in den Vereinigten Wiener Seidenfärbereien (Wien-Floridsdorf). Alfred Svobodnik war verheiratet und Vater von zwei Söhnen.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 14. 1. 1941 wurde Alfred Svobodnik verhaftet und am 27. 8. 1942 gemeinsam mit Max Anton Schädler, Andreas Morth, Franz Stelzel, Johann Hojdn, Alfred Goldhammer, Felix Pfeiffer, Antonia Mück, und Franz Mittendorfer (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 10.11.1942 erfolgte im Landesgericht I in Wien seine Hinrichtung.
Aus der Anklageschrift vom 16. 3. 1942
„Der Angeschuldigte (’Fredl‘ ) wurde im Sommer 1939 von dem Angeschuldigten Schädler zur Mitarbeit in der illegalen KPÖ geworben. Er gründete in den Vereinigten Wiener Seidenfärbereien eine Betriebszelle, die durch seine Werbetätigkeit schließlich 17 Personen umfasste. Die von ihm als Zellenkassier und seinem Unterkassierer, dem Maschinenarbeiter Franz Vidlar, gesammelten Monatsbeiträge in Höhe von etwa 30. – RM lieferte er an Schädler ab. Von diesem erhielt er auch jeweils kommunistisches Propagandamaterial, das er an die Zellenmitglieder weitergab.“
Von seiner Frau, vom 24.3.1941 (Auszug)
"Lieber Alfred! Wir waren bei deinem Referenten, Deine Mutter ist mitgegangen Haben aber nichts erreicht. Es ist ausgeschlossen, dass du jetzt herauskommst, hat er gesagt. Du hast dich betätigt, und so können sie dich nicht herauslassen. Aber das ist ja nicht wahr, ich glaube an dich, wir glauben zuhause alle an dich. Du wirst doch nicht etwas zugeben, was du nicht gemacht hast. Siehst du, ich habe immer gefürchtet, dass du mit deinen Nerven bald fertig sein wirst, und jetzt scheint es der Fall zu sein. Reiß dich zusammen und halte durch, wenn es dir auch sehr schwer fallen wird. Ich muss es heraußen auch tragen, wenn mir auch bei dem Gedanken an dich schwer ums Herz wird. Wir sind ja nicht allein so unglücklich, es tragen ja Tausende andere das gleiche, schwere Los..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 4, Seite 1811. Wiener Stern Verlag 2016
Abschiedsbrief aus der Armensünderzelle, vom 10.11.1942, Mittag (Auszug)
"Liebe Gattin! Liebe Käthe! Es soll wahr werden, dass es nun die letzten Worte sein sollen an dich um von dir zu gehen auf immer aus dieser Welt, was ich nicht fassen kann, wo mir alle Menschen so lieb waren, ich keinen Gegner kannte, wo ich von dem bisschen, das ich noch hatte, immer wieder gerne gab, weil es der andere doch noch notwendiger brauchen konnte. Doch was ich tat, war mir nicht bewusst, sonst wär´es nie so weit gekommen. Liebling, ich hoffe und hoffe noch immer auf eine Gnade. Oh, möge sie kommen, möge mir Gott dabei seine Hilfe geben. Ich war nicht schlecht, mein Herz, zu keinem meiner Mitmenschen. Deshalb kann ich es nicht wahrhaben, dass es das letzte Mal sein kann, wo ich mit dir auf diese Art noch sprechen darf, um dann zur Ruhe zu gehen, bis an den Tag, wo wir uns dann bei dem Höchsten wiedersehen..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 4, Seite 1841. Wiener Stern Verlag 2016
Gedenktafel
Sein Name steht auf der 1988 von der KPÖ-Donaustadt gestifteten Gedenktafel (Wien 22, Wurmbrandgasse 17).
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Lisl Rizy, Willi Weinert (Hg.): "Mein Kopf wird euch auch nicht retten", Band 4, Stern-Verlag, Wien
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien